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Mistsackerl - Papier? Plastik? Bioplastik?

Viel von der Verunsicherung rund um unser Mistsackerl wurde bewusst erzeugt. Warum dies so war und ist liegt auf der Hand. Man multipliziere die betroffenen Menschen und Haushalte mit grob 365 Sackerl pro Jahr und erhält eine unglaubliche Summe von alleine einer Milliarde Einheiten - nur für Österreich! Bei einem lächerlichen Preis von 10cent pro Sackerl, reden wir da über eine beachtliche Summe von  € 100 Mio(!) nur für Österreich!

Da ist viel Geld im Spiel und da kämpfen viele darum, um bei Ihnen im Mistkübel zu sein.

 

Plastiksackerl-Verdammung, Mikroplastik in den Meeren und überall, Umweltschutz, Klimaerwärmung, usw. Alles musste herhalten. Tatsache ist, dass der Mensch mit seinem Müll der Umwelt nichts Gutes antut, daher ist der wichtigste Schritt die Vermeidung. Nachdem aber trotzdem Müll über bleibt, ist die Frage wo soll ich ihm sammeln. Im Kübel alleine wäre am Besten, jedoch würde auch die tägliche Reinigung desselben, umweltbelastend sein. Bei Müll der nicht trocken ist, kommen wir am "Plastiksackerl" im Moment nicht vorbei. Statt immer neue Ressourcen zu verbrauchen, gibt es in letzter Zeit die derzeit ökologisch beste Lösung - das Sackerl aus Recycling-PE. Die Sammlung und Wiederverwertung von Kunststoff funktioniert bereits so gut, dass wir Müllsäcke aus beinahe 100% Altrohstoffen herstellen können. Nachdem es ja egal ist, welche Farbe das Sackerl hat, muss man auch nicht bleichen oder färben und kann damit das Erscheinungsbild in fahlen grau/schwarz belassen. Sollte der Müllsack kein drittes Leben mehr bekommen, verbrennt er annähernd rückstandsfrei mit dem Restmüll und dient noch dazu als Brandbeschleuniger  (in der Industrie), um weniger Zusatzenergie (Gas, Öl) zu gebrauchen. Das macht er so gut, dass Müllfirmen leider kein gesteigertes Interesse haben, Altkunststoff extra zu sammeln, um an diesen "geschenkten" Treibstoff zu kommen. Auch nicht die Ideallösung, aber im Prinzip besser, als wieder zusätzlich Ressourcen zu verbrennen. Wie gesagt - im Moment gibt es keine bessere Lösung. 

 

Findige Geschäftsleute haben wieder eine alte Technologie ausgegraben und die Erzeugung von Kunststoff aus Biomasse, aus der unteren Lade im Chemiebaukasten entnommen und "wiederentdeckt". Die Erzeugung von Plastik aus Stärke und Zucker (Zuckerrohr und Mais, usw.) ist nun ja nicht neu, nur das Endergebniss ist halt wieder Plastik - ohne Erdöl - aber Plastik. Aus diesen Stärkeprodukten kann man auch "Biokunststoff" erzeugen der, die Bezeichnung "abbaubar" verliehen bekam. Diese Medaille durfte er sich in der EU umhängen lassen, wenn nach gewissen Kriterien, nach einer gewissen Verrottungszeit, weniger als 10% unverrottbarer Rest über bleibt. Na da haben ein paar industrielle Lobbies an dem Gesetz kräftig mitgeschrieben...

Tatsache ist, dass diese Verrottung nur langsam bis gar nicht passiert und in den Anlagen der Müllverarbeiter dieser Müll genauso über bleibt, wie Plastik aussortiert und auch verbrannt wird. Nur brennen diese Reststoffe halt schlechter und wenn sie brennen, verbrennen wir eigentlich Nahrungsmittel, die man auch essen oder verfüttern könnte und die nicht im Bio-Anbau erzeugt wurden. Dies bedeutet, volle Düngung, Gentechnik, Pestizideinsatz, usw. Alles was wir für Nahrungsmittel verboten haben, ist hier erlaubt. Wer den Werbetext auf der Verpackung folge leistet und das Sackerl in den Biomüllkübel schmeisst, schafft viel unnötige Arbeit bei den Entsorgungsbetrieben, da dieser "Sondermüll" aus dem Prozess der Gewinnung von Kompost, mehrmals herausgefiltert werden muss. Von Verrottung keine Spur. Sie können es auch auf den eigenen Kompost werfen und Wochen warten bis es Zerfallserscheinungen hat, vorrausgesetzt Sie haben das richtige Klima in Ihrem Müllberg. So lange kann aber die Kompostierungsanlage nicht warten und darauf hoffen, dass es passiert. Daher werden diese Sondermüllfetzen mühsam aussortiert und mit viel Aufwand getrennt.

 

Darüber sind sich Experten einig und wir wollen Ihnen ein paar Stimmen und Dokumentationen nicht vorenthalten. Wichtig für eine kritische Betrachtung ist, dass hier das Papiersackerl als Mistsackerl für den Restmüll mit beurteilt wurde und nicht nur dessen Einsatz als Biomüllbeutel. Hier ein paar Infos:

Galileo hat recherchiert und aufgezeigt, wie schlecht eigentlich die Bio-Müllbeutel sind und welche Probleme die Müllbetriebe damit haben. Inklusive ein paar "verständlicher" Worte, von einem Mitarbeiter eines  Kompostierbetriebes: Galileo

 

Dazu auch noch die Meinung des Umweltbundesamt (Beitrag NDR):

Seit einigen Jahren gibt es im Handel Müllbeutel aus sogenanntem Bioplastik. Sie werden beispielsweise aus Kartoffel- oder Maisstärke hergestellt. Doch die angeblich abbaubaren Müllbeutel werden in den meisten Kompostieranlagen aussortiert, da sie nicht ausreichend verrotten und so die Qualität des Komposts gefährden.Auch das Umweltbundesamt und der NABU raten vom Einsatz der vermeintlichen Bio-Mülltüten ab. "In der Regel entstehen aus biologisch abbaubaren Kunststoffen keine wertvollen Bodenbestandteile, sondern es findet lediglich ein Abbau zu Kohlendioxid und Wasser statt"

 

Link zum Umweltbundesamt

Die Umwelthilfe kritisierte, die überteuerten Tüten seien mit gängigen Verfahren nicht kompostierbar. Zudem wird vor neuen Mais-Einöden wegen des Stärkebedarfs gewarnt.

Helge Wendenburg vom Bundesumweltministerium betont mit Blick auf Biokunststoff-Müllbeutel, dass sich die Stoffe ohnehin nur bei einer bestimmten Wärmeentwicklung in Kompostieranlagen und einer längeren Verweildauer zersetzen. „Wenn Sie die Tüte in den Wald oder ins Meer schmeißen, passiert gar nichts“, sagt er. „Das verrottet nicht.“

So bleiben derzeit eben nur zwei Alternativen. Das Recycling PE Sackerl für den Restmüll und das Papiersackerl für den Biomüll. Die Ideallösung beim Recycling PE Müllbeutel ist natürlich, die Ressourcen dort zu nutzen, wo sie anfallen und nicht kilometerweite Transporte zu fördern. Unser Land ist klein, aber es gibt auch bei uns Umweltpioniere, die sich dem Recycling von Kunststoff widmen und auch jene, die gleich vor Ort aus den wertvollen Rohstoffen, wieder diese Beutel erzeugen. So werden die Ressourcen optimal genutzt und der "gelbe Sack" mit Kunststoffmüll der in Österreich anfällt, in Österreich abgeholt, zu Granulat verarbeitet und auch gleich wieder am selben Ort zu Recycling PE - Säcken verarbeitet. Idealerweise kommen diese dann auf kurzem Wege zu Ihnen. Dies ist fast so, wie wenn Sie eine Maschine hätten, in die Sie oben Ihre leere PE-Flasche hineinstecken und unten kommt das fertige Müllsackerl für Sie heraus. Etwas überspitzt, aber da Österreich so klein ist, sind die Wege dazwischen in Wahrheit auch nicht sehr viel größer. Österreichischer Plastikmüll, in Österreich gesammelt, verwertet und wieder zu Müllsäcken verarbeitet - ein Idealfall!
Die zweite Alternative bleibt für uns der Bruder aus Papier. Wobei das Papiersackerl eine schlechte Lobby hat. Sicher ist die Erzeugung von Papier nicht energiefreundlich, aber kein anderes Produkt kann das von sich behaupten. Ratschläge die besagen, man solle doch ganz einfach eine alte Zeitung verwenden, vergessen, dass diese auch aus Papier ist und zusätzlich Druckerfarbe mit in den Biomüll bringt. Hätte das Papiersackerl eine Lobby, würde die zu Recht hervorkehren, dass Holz eine nachwachsende Ressource ist, die sich klimapositiv auf unsere Umwelt auswirkt und das Holz vor unserer Haustüre wächst. Bäume sind natürlich nur ein kleiner Anteil im Papiersackerl. Die Altpapiersammlung ist eine der erfolgreichsten Müllsammlungen in unserem Lande - sprich das Altpapier trägt zu einem Großteil zur Entstehung des Papierbeutels bei. Die weiteren Vorteile liegen auf der Hand. Erstens schafft es eine Wertschöpfung bei uns im eigenen Land und zweitens hat es erheblich geringere Wege zurückzulegen als Erdöl, bevor es zu Plastik wird. Die Bilanz der wenigen Kilometer die das Naturprodukt Holz und das Altpapier bis zur Verarbeitung zurücklegt, gegenüber der tausenden Meilen die Erdöl mit viel Energieeinsatz anreisen muss, bis es in der Fabrik ankommt, spricht eindeutig für unseren Freund aus Papier. Bei der Rohstoffbeschaffung für den normalen Plastiksack, wird ja Erdöl in Form von Kraftstoff verbrannt, um Erdöl zur Verbrennung in die Fabriken zu bringen. 


Zum Abschluß eine kleine (hoffentlich) Phantasiegeschichte, um dem Papiersackerl unter die Arme zu greifen:

 

Wir schreiben das Jahr 2100. Aufgrund des hohen Müllaufkommens und der schwindenden freien Plätze um Müll entzulagern, beschließt die Regierung ein Gesetz, dass jeder Grundbesitzer in seinem eigenen Garten, ein Kilo Müll vergraben lassen muss. Zur Auswahl steht: 1 kg Restmüll, 1kg Kunststoffmüll oder 1 kg Altpapier. Für welchen von diesen drei würden Sie sich entscheiden? Welche Art von diesen drei Müllsorten hätten sie am liebsten in Ihrem Garten vergraben, bzw. wäre für Sie das geringste Übel?


Ganz im Sinne des BioBär-Prinzips - 100% Verstand - wir brauchen nicht alle "Experten" und müssen gar nicht viel nachdenken, um zu entscheiden und um zu wissen, was im Moment besser und in Zukunft zu tun ist.

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